Sonntag, 19. August 2012

Rezension: Xandria - Neverworld's End

Eine neue alte Rezension aus der Encyclopaedia Metallum.

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Nach dem Release ihres letzten Studioalbums "Salome - The Seventh Veil" glaubte ich Xandria tot. Ich kümmerte mich also nicht sonderlich um die Meldung, dass "Neverworld's End" bald auf den Markt kommen würde. Ich habe auch noch nie irgendetwas von der vorigen Arbeit Manuela Krallers gehört. Es interessierte mich einfach nicht. Warum sollte ich auch Zeit auf eine Band verschwenden, die über die Jahre immer schlechter geworden ist und nicht mal in der Lage war, ihre Sängerinnen zu halten? Nicht, dass das nicht auch über eine ganze Reihe anderer Bands in dem Genre gesagt werden könnte, aber das ist eine andere Geschichte.

Es war mehr oder weniger purer Zufall, dass ich über den Song "Soulcrusher" gestolpert bin. Ich klickte aus Versehen auf das falsche Video in den Vorschlägen auf Youtube - und meine Kinnlade fiel so weit herunter, dass ich befürchtete, sie würde ausrenken. Was für eine Stimme! Was für ein Bombast! Was für eine Härte! Mein einziger Gedanke in diesem Moment war "Oh mein Gott, sind das wirklich Xandria???" Dann sammelte ich meine Kinnlade auf und hörte mir das Album komplett an, in der Hoffnung, dass sich Xandria wie ein Phönix aus der Asche erheben würden.


Mit "Neverworld's End" haben Xandria sicherlich drei oder vier musikalische Grade übersprungen. Die Produktion ist so kristallklar wie Manuelas Stimme, die eine große Bandbreite an Tönen abdeckt, ohne zu brechen oder in Geschreie auszuarten (auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob sie dieses Level live auch halten kann; dort herrschen ganz andere Voraussetzungen, die ganze Band ist um sie herum, während ihre Stimme im Studio für sich allein steht und es kein Publikum gibt, das mitsingt und gegen das Manuela dann irgendwie ankommen müsste).

Was die Komposition angeht, verflog meine anfängliche Euphorie ziemlich schnell. Sicher, sie ist bombastisch und beweist ein gewisses musikalisches Gespür der Songschreiber, aber die meisten Lieder klingen sehr ähnlich, zumindest in meinen Ohren. In vielerlei Hinsicht erinnern mich die neuen Xandria an ihre Genrekollegen von Coronatus. Die selbe groß angelegte Orchestrierung, eine hohe und starke Opernstimme, heavy Gitarren - und immer dieselben Songstrukturen und vocal arrangements. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass Xandria und Coronatus so etwas wie musikalische Zwillinge sind, was sehr schade ist, da ich so sehr gehofft hatte, dass Xandria endlich ihren eigenen Weg gefunden haben, vor allem im Bereich des Symphonic/Gothic Metals (ich bin mir nicht ganz sicher, was genau es sein soll, also nenne ich es einfach eine Mischung aus beidem). Scheint, als hätteich in dieser Hinsicht falsch gelegen.

Wobei ich nicht falsch gelegen habe ist die Tatsache, dass Xandria sich weiterentwickelt haben - nur dass ich nicht einmal nahe daran bin, es so zu mögen, wie ich gedacht hatte, dass ich es könnte, als ich "Soulcrusher" zum ersten Mal hörte. Während ich das gesamte Album durchgehört habe, fing ich sogar an, Manuelas Stimme zu hassen. So gut sie auch sein mag - nach einer Weile bekam ich davon Kopfschmerzen. Sie hätte viel besser eingesetzt werden können, wenn die Songwriter des Albums (ich weiß nicht, ob die komplette Band in den Songwritingprozess involviert war) ein wenig experimentierfreudiger gewesen wären und andere vocal arrangements genutzt hätten. So, wie es jetzt ist, klingt Manuela wie ein billiger Abklatsch von Tarja Turunen, genauso wie sich das ganze Album anhört, als hätten Xandria in den Schränken anderer Symphonic Metal - Combos gewühlt und das Gefundene zu einem chaotischen Potpourri zusammengemischt. Ich halte das wirklich für eine Schande, denn Manuela hat eine Menge Potential, das sie leider nicht auf "Neverworld's End" nutzen durfte.

Alles in allem ist "Neverworld's End" für mich ein wirklich enttäuschendes Album. Meine Hoffnungen wurden fast sofort, nachdem ich den Play-Button gedrückt hatte, zerstört, und was zurückbleibt, ist der schale Geschmack der Asche, aus denen sich Xandria leider nicht erheben konnten. 20 %.

Anspieltipp: Soulcrusher

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