Dienstag, 29. Oktober 2013

[Interview] Cathrin Kühl

Und schon geht es weiter mit dem nächsten Interview. Ich hatte eigentlich vor, noch die Rezension zu "Ferdinand von Schnatter der Viertelnachzweite" von Sarah König dazwischenzuschieben, die wird aber voraussichtlich erst heute abend oder morgen fertig sein. Stay tuned! Und so lange viel Spaß mit dem Interview mit der aufstrebenden Jungautorin Cathrin Kühl. (Es ist auch kürzer als das mit Maja Ilisch, versprochen!)
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- Hallo Cathrin! Vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Würdest du dich den Lesern, die noch nie von dir gehört haben, ein wenig vorstellen?

Hallo Sabrina! Das mach ich doch gern.
Okay, meine Vorstellung. Mein Name ist Cathrin Kühl, ich wurde am 1. September 1985 in Norddeutschland geboren und lebe weiterhin hier. Seit meinem zehnten Lebensjahr schreibe ich immer mal wieder. Vom anfänglichen Tagebuch über Zeitungsartikel für die Schülerzeitung war vieles dabei. Seit 2007 schreibe ich Kurzgeschichten und Romane, vor allem im jugendlichen Fantasybereich. Seit eineinhalb Jahren lektoriere ich auch.

- Dein Roman „Purlunas – Der letzte Fluch“ erscheint im Oktober diesen Jahres im Wölfchen Verlag. Wie ist diese Zusammenarbeit zustande gekommen?

Über meine Autorenkollegin, die zum damaligen Zeitpunkt dort als Lektorin fungierte. Sie ermunterte mich, dem Verlagsinhaber einige Vorschläge zu Anthologieausschreibungen zu unterbreiten, dann könne ich als Herausgeberin auftreten. Gesagt, getan. So kam der erste Kontakt zustande. Kurz nachdem die Ausschreibung auslief, schickte ich ihm eine Leseprobe von „Purlunas“ und hatte einen Tag später den Verlagsvertrag vorliegen. Ich hab mich wirklich gefreut, vor allem, weil Purlunas schon so eine kleine Odyssee hinter sich hat.

- Was erwartet den Leser in „Purlunas“?

Der Leser begibt sich mit der Protagonistin Evi Heinrich in die Welt der Elementer – Menschen, die die Fähigkeit besitzen, die fünf Elemente anhand ihrer Gefühlswelt zu kontrollieren und heraufzubeschwören. Der Tyrann Gideon Stein beherrscht eben diese Elementerwelt, sodass nur noch ein paar letzte Städte der Welt frei von ihm sind. Evi soll nach zehn Jahren Flucht auf der Schule Purlunas zu einer vollwertigen Elementerin ausgebildet werden. Dabei unterstützt sie ihr Bruder Noah und ihre baldigen Freunde Nike und Chris. Währenddessen lebt sie mit ihrer vaterlosen Familie bei ihrer Großmutter Ida in Heilquell, an die Purlunas anschließt. Dann findet Evi aufgrund ihrer unkontrollierbaren Astralprojektionen heraus, dass ein Fluch auf Purlunas liegt. Wenn dieser gebrochen werden kann, wären Heilquell und Purlunas quasi uneinnehmbar für Gideon und sie wäre endgültig in der lang ersehnten Sicherheit …

- Erzähl doch ein wenig von deinem aktuellen Projekt. Woher kam die Idee dazu?

Die Idee zu meinem aktuellen Projekt „Florian auf der Suche nach dem Weltenbaum“ kam, als ich mich mit der griechischen Götterwelt vor einigen Jahren auseinandersetzte. Auch die ägyptische reizte mich, aber die nordische sprach mich nachher vollends an, weil ich selbst so wenig Romane darüber gelesen habe. Dazu kam, dass meine Brüder, meine befreundeten Ziehgeschwister und ich damals überlegt haben, ein Buch zu schreiben. Das war mehr so eine fixe Idee, wie sie an einem gemütlichen Abend beieinander mit einem durchgeht und einem die verrücktesten Sachen dazu einfallen. Nach Jahren habe ich diese Idee aufgegriffen, weswegen die Protagonisten der jeweiligen Bände den Namen einer der vier tragen, wobei ich betonen muss, dass sie nur geringfügig Ähnlichkeiten mit den wirklichen Menschen aufweisen. Es ist mehr eine Hommage an deren Einfluss auf mein Leben.

- Gibt es Projekte, die du nie beendet hast? Woran sind sie gescheitert?

Ja, da gibt es eins. Das war eine spontane Eingebung, die ich ohne große Recherche angefangen hab zu schreiben. Doch nach der Hälfte stellte ich fest, dass mir schlichtweg die Substanz fehlt und alles wie an den Haaren herbeigezogen klingt. Ich legte es für ein Jahr auf Eis, recherchierte und schrieb es zu Ende. Doch dann … tja, ich sollte nun erwähnen, dass ich inzwischen immer mindestens eine Kopie meiner Manuskripte auf einem externen Gerät speichre. Mein großer Festplattencrash 2010 kam und ich hatte wieder nur die Hälfte des Manuskripts. Und dann wirklich keine Lust mehr, alles nochmal neu zu schreiben.

- Was fasziniert dich so an der Phantastik?

Hmm, hier überlege ich erstmal. Ich denke, dass Unmögliches eingebunden werden kann. Dinge, von denen wir nur träumen. Wenn ich sie aufschreibe, werden sie für mich ein Stück greifbarer, realer, auch wenn es immer nur Gespinste bleiben. Zudem entführt die Phantastik mich an Orte, die ich so nie sehen werde, die nur in meinem Kopf erblühen.

- Gibt es ein Genre, das dich reizen würde, an das du dich aber nicht so recht herantraust?

Ja, Thriller. Ich würde so gern mal einen richtig tollen Thriller schreiben, leider spuken mir zu viele Fantasyelemente im Kopf umher, die sich nicht so leicht abstellen lassen. Außerdem müsste ich mit einem anderen Schreibmuster herangehen. Ich weiß, dass ich es irgendwann tue, aber noch habe ich zu viel Respekt und traue es mir nicht zu. Dazu müsste mir vielleicht mal ein nicht so unterhaltsamer Thriller unterkommen, bei dem ich denke: Also das hättste selbst besser hingekriegt. ;)

- Hast du bestimmte Schreibrituale?

Nicht wirklich. Es ist mehr so ein Grundbedürfnis, das mich anspringt. Mein Schreibtisch muss halbwegs ordentlich sein, es sollte alles um mich herum ruhig sein und mir darf kein Termin im Nacken sitzen. Dann passt‘s schon. Meistens koche ich mir einen Kaffee oder Tee, wenn ich eine längere Schreibzeit einplane.

- Zu welcher Tageszeit schreibst du am liebsten? Oder ist das nicht spezifisch?

Morgens. Ich bin und bleibe ein Morgenschreiber. Wenn der Vormittag voll mit anderem Zeug ist, schaff ich es nachmittags nicht, mich daran zu setzen. Ich brauche Energie zum Schreiben und die verliere ich im Laufe des Tages einfach (wem geht’s nicht so?).

- Recherchierst du gern, oder ist das für dich eher ein notwendiges Übel?

Recherche ist zwar nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung, aber wenn mich ein Thema wirklich reizt, lese ich mir gern Wissen an. So war’s auch bei der nordischen Mythologie, um die herum ich gerade schreibe (oder die ich mit in mein Manuskript ziehe).

- Bist du schon einmal zu Recherchezwecken verreist?

Nein, verreist nicht. Wenn ich ein bestimmtes Ziel habe, nehme ich es genauer in Augenschein, ansonsten lasse ich gern meine alten Reisen mit in meine Manuskripte fließen. Oft spielen erfundene Städte und Dörfer die Umgebung meiner Charaktere. Solange ich nicht nach Heilquell selbst kann, verreise ich auch nicht zu Recherchezwecken ;).

- Ab wann gibst du deine Werke in die Hände anderer, wie z.B. Betaleser?

In meinen Anfängen gleich nachdem sie korrigiert wurden. Heute gar nicht mehr. Ich überarbeite selbst. Wenn ich es für gut genug empfinde, lasse ich vielleicht ein oder zwei Leute hineinschauen, aber wirklich zum Betalesen ist es nicht gedacht. Ansonsten: Sobald es auf den Markt kommt.

- Welche Art Figuren schreibst du am liebsten?

Da gibt es nicht wirklich eine Sorte. Am leichtesten fallen mir die mit einem Knacks oder einem schwierigen Hintergrund, während die Leichtlebigen mir zu schaffen machen. Deswegen schreibe ich sie aber nicht weniger gern. Auch richtig fiese Antagonisten haben ihren Reiz, weil sie ins abgrundtief Dunkle hineinblicken lassen.

- Welche deiner Figuren magst du am liebsten, welche geht dir auf die Nerven?

Uff, schwere Frage. Irgendwie mag ich sie ja alle gern, so auf ihre eigene Art und Weise. Selbst die Bösewichte sind mir ans Herz gewachsen, auch wenn ich ihnen niemals persönlich begegnen wollte.
Wenn ich mich entscheiden müsste, denke ich, dass ich Chris aus Purlunas am liebsten mag. Und nerven? Hmm … situationsbedingt. Nike nervt mich hin und wieder mit ihrer besserwisserischen Art, Gideon mit seinen fiesen Plänen und Noah mit seiner Prahlerei. Aber wie gesagt: situationsbedingt.

- Was ist das Verrückteste, das du jemals eine Romanfigur hast machen lassen?

Da muss ich überlegen, wie die Frage gemeint ist. Florian leistet Beihilfe zu einem Göttermord, normal ist das auf jeden Fall nicht. Aber wenn du nur verrückt-verrückt meinst und nicht durchgedreht-verrückt, dann war es wohl meine Götterfrau Nanna, die meinen Protagonisten völlig nackt auf einer städtischen Hauptstraße umrannte.

- Noch einmal Danke für das Interview, Cathrin, und viel Erfolg mit "Purlunas"!

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